Mittwoch, 23. Dezember 2015

Mein Herz

Ich glaube, ich habe mein Herz verloren. Nicht im Sinne von verliebt, sondern ich spüre es nicht mehr.

Ich sitze hier in der Nacht, die ich so geliebt habe, in den Weinbergen, die ich so geliebt habe und sehe auf die Lichter der Stadt, die ich so geliebt habe. Und was spüre ich? Nichts. Wobei, vielleicht nicht ganz nichts. Ich spüre Frustration, den Willen, etwas an meinem Leben zu ändern, ohne zu wissen was, und letztendlich Resignation, weil sich dieses Gedankenkarusell in den letzten Jahren schon so oft gedreht hat.

Hier sitze ich und warte auf einen Grund, nach Hause zu gehen, weiterzumachen, bis zum Umfallen. Geschenke einzupacken und mir Notfallstrategien für die nächsten Tage bei meiner Familie zu überlegen. Weihnachten. Das Fest, auf das ich mich sonst fast das ganze Jahr gefreut habe, wie ein kleines Kind, meine Augen haben mindestens genauso geleuchtet wie die Lichterketten überall. Und jetzt? Tja, was ist jetzt? Ich weiß es nicht. Alles, was ich beim Anblick der liebevoll geschmückten Bäume, Fenster und Weihnachtsmärkte empfinde, ist ein Fluchtreflex. "Frohes Fest!"; "schöne Feiertage!"; "fröhliche Weihnachten!".... Alles, was ich dieses Jahr darauf erwidern will ist: seid still und lasst mich in Ruhe!

Aber natürlich werde ich bald nach Hause gehen, Geschenke einpacken und den Schein wahren.



Ich bin nicht okay,
aber ist das nicht okay?